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„Die Atmosphäre in Zahnarztpraxen ist meistens eher steril und unpersönlich. Dass es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus Berlin. Hier entstand vor gut zwei Jahren Deutschlands vermutlich schönste Zahnarztpraxis. Wir haben mit dem Inhaber und Gründer der Praxis, Dr. Stephan Ziegler, gesprochen.



Schon auf Ihrer Homepage fällt auf: In Ihrer Praxis riecht’s sehr nach Luxus – wonach riecht es denn wirklich?
Es riecht nach Cappuccino und frisch gemahlenem Kaffee, und das ist kein Zufall. Wir haben eine echte Gastrokaffeemaschine ? ich habe früher mal ein Restaurant gehabt, kenne mich
 also etwas aus ? und jede Tasse wird extra gemahlen. Aber mir   ging?s auch darum, dass der Patient gleich am Eingang diese speziellen Kaffeehausgeräusche hört und den Kaffee riecht ? dass ihm   also nicht der typische Zahnarztgeruch entgegenschlägt, den er   sonst so kennt. Wir haben viel daran gesetzt, unseren Patienten   die Schwellenangst zu nehmen, und hierfür mit verschiedenen Effekten gearbeitet ? von der Farbgebung über das Licht bis hin zum ganzen Ambiente. Man erkennt nicht sofort, dass es überhaupt eine Zahnarztpraxis ist. Anfangs kam es sogar öfter vor, dass Leute gefragt haben, wann das Restaurant denn offen hat. (…)

Wie unterscheidet sich Ihr Tagesablauf von dem eines Zahnarztes mit „herkömmlicher“ Praxis?
Ich arbeite zwar auch noch ?ganz normal? als Zahnarzt, aber natürlich bleiben bei einer Praxis mit zehn Zahnärzten mehr administrative Dinge an mir hängen. Ich habe deshalb auch reine Bürotage. Ansonsten unterscheidet sich die Arbeit in unserer Praxis auch noch dadurch, dass wir ein relativ innovatives 
Arbeitszeitmodell ? eine Art Schichtmodell ? haben, das folgendermaßen aussieht: Es gibt eine Wochenschicht und eine Wochenendschicht, dazwischen ist immer eine Woche frei. Die Tage, an denen wir arbeiten, sind relativ lang und intensiv, was durchaus effektiv ist, und gehen jeweils von Montag bis Donnerstag von 8?20 Uhr ? ich nenne das halbtags arbeiten (lacht). Anschließend hat man eine Woche frei, das darauffolgende Wochenende arbeitet man von Freitag bis Sonntag, allerdings Samstag und Sonntag nur von 9?19 Uhr. Die darauffolgende Woche ist wieder frei. Das summiert sich im Jahr auf ungefähr 16?17 Wochen Urlaub. Die Assistentinnen, die mit den Ärzten in einem Team zusammenarbeiten, arbeiten nach demselben Modell. So sind wir rund 360 Tage im Jahr für unsere Patienten da. Wir wollen den anderen Zahnärzten damit keine Konkurrenz machen, sondern sehen das als Service für unsere Patienten. (…)

Auf Ihrer Homepage haben Sie auch das Angebot der Online-Terminvergabe. Wird das häufig genutzt?
Das wird schon genutzt, aber 
das System ist noch nicht so, wie ich es mir vorstelle. Was ich mir wünsche ist, dass sich Patienten in unserem Terminprogramm mit bestimmten Befugnissen selbst Termine geben können. Momentan ist es noch so, dass der Patient nur einen Wunsch eintippen kann. Das führt oft zu Enttäuschungen, wenn der Termin nicht mehr frei ist, und ist natürlich nicht Sinn der Sache. Geplant sind individualisierte Zugänge, quasi Benutzer-Accounts. (…)

Was muss Ihrer Ansicht nach ein guter Zahnarzt heutzutage leisten? Was empfehlen Sie anderen Zahnärzten, die konkurrenzfähig bleiben wollen?
Er muss seine Grenzen einschätzen und kennen ? man 
kann sich ja auch mit einer Einzelpraxis ein kleines Netzwerk aufbauen. Das Ergebnis zählt. Und es gibt immer Nischen. Ein Kollege, den ich auf einer Fortbildung kennen gelernt habe, ist z. B. mittlerweile ein echter Cerec-Spezialist. Er ist sehr erfolgreich damit ? gerade, weil er so spezialisiert ist.“

Quelle: dent-online, 1/2008Stand: 01.07.2008